Auszuckender Zahnhypochonder bei Eduscho |
GETEILTES LEID
Herr Franz sitzt fröhlich beim Bankett
Die Stimmung ist so richtig nett
Er prostet freundlich in die Runde
Daß allen auch das Essen munde
Und beißt dann herzhaft ohne Eile
In die gebratne Hühnerkeule
Auf einmal schreit er: „Au, verflucht!“
Und während er die Plombe sucht
Verzerrt sich schmerzhaft seine Wange
Und plötzlich weiß er voller Bange
Daß er – statt diesem Festgenuß
Sofort zu einem Zahnarzt muß
Da steht er jetzt vor Doktors Türe Und wird schon Zeuge der Tortüre Wie drinnen ohne jede Gnade Man schadenfroh wie Herr de Sade An fremden Qualen sich ergötzt Herr Franz ist bis ins Mark entsetzt (Geteiltes Leid verdoppelt Not für den, dem bald das gleiche droht) Schon macht er kehrt, jedoch zu spät Weil jetzt partout die Tür aufgeht Er wird, wenn er auch „Hilfe!“ plärrt Auf den Behandlungsstuhl gezerrt
„Das Maul auf!“ ruft die Dokt’rin strenge
Und nimmt das scharfe Bohrgestänge Schon heult der Motor, knirscht die Schneide Der Bohrer winselt voller Freude
Es knackt der Zahn, der schon verwittert
Bis er in tausend Stücke splittert Die Zange – furchtbar anzusehn Sie packt nun zu - da hilft kein Flehn |
Die Feder hält hier nicht mehr Schritt
Mit dem was nun der Ärmste litt Drum Schnitt! Und weiter: Franz bedankt Sich matt, als er zum Ausgang wankt
Dem Wahnsinn nah - denn noch viel schlimmer
Geht’s ihm nach diesem Folterzimmer Dann - auf der Gasse - trifft er Ronte Den er seit je nicht leiden konnte
„Wenn Dich“, rät er ihm, „Schmerzen quälen
Die Ärztin kann ich dir empfehlen!“ Sprach „Tschüß!“ und geht und sieht im Geist Wie sie dem Ronte Zähne reißt
Sein Schmerz läßt nach (denn Gegengift
ist Leid, das nachher andre trifft) |
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