Hofmann Dragovic Junuzovic
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6. Februar 2011
5. Februar 2011
4. Februar 2011
es war Anfang Oktober gewesen..
.. eine kühle Brise, vom Wald herunter, feucht und tauig schwer, strich jetzt über den abgetretenen
Rasen.
Einige unermüdliche Fußballer trainierten noch auf der Marswiese - Michi, gib eahm den Pass, gemma gemma! - Raue männliche Kommandos.
Diese martialischen Figuren fühlten anders, sportlich, hart, gut. So sympathisch sie mir waren, so weit entfernt waren sie. Was merkten sie vom Zauber dieser Abendstunde?
Wie hätten sie das prächtige Feuerwerk wahrnehmen können, von den letzten Strahlen des untergehenden Zentralgestirns im Laub der Pappeln entzündet, und in den Kronen der mächtigen Ahornbäume am Rande des Sportplatzes?
Da und dort tanzten Blätter zur Erde und begannen langsam zu weben, jedes einzelne ein winziger bescheidener Flicken an dem einen gigantischen bunten Teppich, der bald durch viele Länder und halbe Kontinente reichen würde.
3. Februar 2011
Pavillon
Linsen. Das war im Sommer eine der ersten Zeichnungen, es begann währenddessen zu regnen.
Und ich war traurig und erinnerte mich der Verse Ovids :
"Cum subit illius tristissima noctis imago,
quae mihi supremum tempus in Urbe fuit,
cum repeto noctem, qua tot mihi cara reliqui,
labitur ex oculis nunc quoque gutta meis."
(.. wenn mir das tieftraurige Bild jener Nacht heraufsteigt,
meiner letzten Stunden in Rom, wenn ich an die Nacht mich erinnere,
in der ich so viel mir Liebes zurückließ,
dann rinnen mir noch heute die Tränen aus den Augen)
Es ist sicher kein falscher Weg, wenn die Sprachkunst und speziell die Lyrik abgegriffene Wendungen und Bilder vermeidet, und durch stets neuartige Kombinationen, manchmal sogar Neuschöpfungen, die Sprache lebendig und frisch erhält. Genauso legitim und wichtig ist es jedoch, wenn andere ausschließlich mit dem gängigen Wort- und Bildinventar arbeiten. Die Fähigkeit, mit fertigen Fügungen auf eine schöne und geistreiche Weise zu spielen, und dabei womöglich auch noch dem eigenen originären Empfinden oder Denken echten Ausdruck zu verleihen, bringt Früchte hervor, die ich genau so liebe.
Die Verwendung von Versen ist in der neueren Literatur fast völlig außer Gebrauch gekommen. Einerseits völlig zu Recht. Man hatte das "Geklingel" gründlich satt, und wenn ich an die vielen oft nicht einmal mittelmäßigen Produkte dieses Genres denke, die ich heute noch fallweise zu Gesicht bekomme, ist mir auch kein bisschen leid darum: Wenn schon Schmarrn, dann wenigstens ohne Staubzucker, dann lieber gleich Prosa, die sich meinetwegen halt Gedicht nennt.
Damit war freilich einer anderen Art von Dilettantismus Tür und Tor geöffnet: Wenn man versehentlich vor Satzende die Enter-Taste auslöst, ist man deswegen noch kein Lyriker. Auch die Unfähigkeit, einen Gedanken klar zu formulieren, bedeutet nicht die automatische Anwartschaft auf den Lorbeerkranz. Die "Profis" wissen das.
Ein Irrenhausdirektor wettert: "Sie kommen bereits nach zehn Sekunden schreiend zurück: Hilfe, eine Katze sitzt vor der Tür! Haben Sie mir nicht eben gerade vor Ihrer Entlassung versichert, Sie wüssten jetzt, dass Sie keine Maus sind?"
"Ich schon", sagte der Patient, " aber weiß es auch die Katze?"
Um zu unserer Frage zurückzukommen: Wissen das auch die Amateure und "Konsumenten" von Lyrik? Gibt es solche überhaupt noch in relevanter Zahl, und wenn, können sie Mist und Qualität überhaupt noch unterscheiden? Kann das überhaupt noch jemand?
Das ist jetzt kein Plädoyer für alte Versformen und Reimlyrik - doch zu übersehn ist nicht: Die freiwillige Askese, der unbedingte Wille zu Sprachoriginalität, die Scheu, ja der Abscheu vor geläufigen Wendungen, vor Bindung an strenge Maße, hat natürlich der Lyrik eine Menge Popularität und natürliches Interesse gekostet.
Z.B. sind mit der Vers- und Reimabstinenz auch handfeste Quellen des Spielens und Ebenen der Ästhetik verloren gegangen. In deren Welt strengen Maßes war es etwas besonders Schönes, wenn die allergewöhnlichste Redewendung - scheinbar mühelos in diese Form gebändigt - dem eigenen Inhalt Ausdruck verlieh. Ich kann mir kaum etwas Ergreifenderes vorstellen als diese oben zitierten Verse Ovids, die mit den allergewöhnlichsten Worten alles sagen - und doch: wie schön!
tags: Literaturkritik, moderne Lyrik, Versmaß, Reim, Reimlosigkeit, gebundene Form, Hexameter
Und ich war traurig und erinnerte mich der Verse Ovids :
"Cum subit illius tristissima noctis imago,
quae mihi supremum tempus in Urbe fuit,
cum repeto noctem, qua tot mihi cara reliqui,
labitur ex oculis nunc quoque gutta meis."
(.. wenn mir das tieftraurige Bild jener Nacht heraufsteigt,
meiner letzten Stunden in Rom, wenn ich an die Nacht mich erinnere,
in der ich so viel mir Liebes zurückließ,
dann rinnen mir noch heute die Tränen aus den Augen)
Es ist sicher kein falscher Weg, wenn die Sprachkunst und speziell die Lyrik abgegriffene Wendungen und Bilder vermeidet, und durch stets neuartige Kombinationen, manchmal sogar Neuschöpfungen, die Sprache lebendig und frisch erhält. Genauso legitim und wichtig ist es jedoch, wenn andere ausschließlich mit dem gängigen Wort- und Bildinventar arbeiten. Die Fähigkeit, mit fertigen Fügungen auf eine schöne und geistreiche Weise zu spielen, und dabei womöglich auch noch dem eigenen originären Empfinden oder Denken echten Ausdruck zu verleihen, bringt Früchte hervor, die ich genau so liebe.
Die Verwendung von Versen ist in der neueren Literatur fast völlig außer Gebrauch gekommen. Einerseits völlig zu Recht. Man hatte das "Geklingel" gründlich satt, und wenn ich an die vielen oft nicht einmal mittelmäßigen Produkte dieses Genres denke, die ich heute noch fallweise zu Gesicht bekomme, ist mir auch kein bisschen leid darum: Wenn schon Schmarrn, dann wenigstens ohne Staubzucker, dann lieber gleich Prosa, die sich meinetwegen halt Gedicht nennt.
Damit war freilich einer anderen Art von Dilettantismus Tür und Tor geöffnet: Wenn man versehentlich vor Satzende die Enter-Taste auslöst, ist man deswegen noch kein Lyriker. Auch die Unfähigkeit, einen Gedanken klar zu formulieren, bedeutet nicht die automatische Anwartschaft auf den Lorbeerkranz. Die "Profis" wissen das.
Ein Irrenhausdirektor wettert: "Sie kommen bereits nach zehn Sekunden schreiend zurück: Hilfe, eine Katze sitzt vor der Tür! Haben Sie mir nicht eben gerade vor Ihrer Entlassung versichert, Sie wüssten jetzt, dass Sie keine Maus sind?"
"Ich schon", sagte der Patient, " aber weiß es auch die Katze?"
Um zu unserer Frage zurückzukommen: Wissen das auch die Amateure und "Konsumenten" von Lyrik? Gibt es solche überhaupt noch in relevanter Zahl, und wenn, können sie Mist und Qualität überhaupt noch unterscheiden? Kann das überhaupt noch jemand?
Das ist jetzt kein Plädoyer für alte Versformen und Reimlyrik - doch zu übersehn ist nicht: Die freiwillige Askese, der unbedingte Wille zu Sprachoriginalität, die Scheu, ja der Abscheu vor geläufigen Wendungen, vor Bindung an strenge Maße, hat natürlich der Lyrik eine Menge Popularität und natürliches Interesse gekostet.
Z.B. sind mit der Vers- und Reimabstinenz auch handfeste Quellen des Spielens und Ebenen der Ästhetik verloren gegangen. In deren Welt strengen Maßes war es etwas besonders Schönes, wenn die allergewöhnlichste Redewendung - scheinbar mühelos in diese Form gebändigt - dem eigenen Inhalt Ausdruck verlieh. Ich kann mir kaum etwas Ergreifenderes vorstellen als diese oben zitierten Verse Ovids, die mit den allergewöhnlichsten Worten alles sagen - und doch: wie schön!
tags: Literaturkritik, moderne Lyrik, Versmaß, Reim, Reimlosigkeit, gebundene Form, Hexameter
2. Februar 2011
Ma Noever - von Museumsdirektoren
Die Sache erinnert an frühere Kritik an Museumsdirektoren, es gab damals die unten stehende Zeitungskarikatur .... später hat man nicht mehr viel davon gehört. Da scheint von Zeit zu Zeit der Neid hochzukochen, daß diese Art von Manager einen etwas freieren Lebensstil pflegen kann als sonstige Verwalter öffentlicher Institutionen. Oder sogar muß: Gerade wenn es um zeitgenössische Kunst geht, wünschen wir uns da wirklich ein Klima, wo ein Direktor eines Museums bei jedem Gespräch mit Künstlern jede spendierte Tasse Kaffee genau mitzählen muß? Wer mit Künstlern auf einer Kommunikationsebene sein soll, braucht etwas mehr Bewegungsfreiheit und Vertrauen. Als Pendent zu dem selbstverständlichen Einsatz und der Begeisterung, der in dieser Sphäre von allen gebracht wird.
Freunde von Peter Noever empfinden das nachträgliche Erbsenzählen gegen einen Mann, der sich um die Kunstszene in Österreich so große Verdienste erworben hat, als gemeine Hetze >> statements/petition
zur Erinnerung hier die damalige Karikatur:
Freunde von Peter Noever empfinden das nachträgliche Erbsenzählen gegen einen Mann, der sich um die Kunstszene in Österreich so große Verdienste erworben hat, als gemeine Hetze >> statements/petition
zur Erinnerung hier die damalige Karikatur:
1. Februar 2011
Zahnweh zeichnen
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Auszuckender Zahnhypochonder bei Eduscho |
GETEILTES LEID
Herr Franz sitzt fröhlich beim Bankett
Die Stimmung ist so richtig nett
Er prostet freundlich in die Runde
Daß allen auch das Essen munde
Und beißt dann herzhaft ohne Eile
In die gebratne Hühnerkeule
Auf einmal schreit er: „Au, verflucht!“
Und während er die Plombe sucht
Verzerrt sich schmerzhaft seine Wange
Und plötzlich weiß er voller Bange
Daß er – statt diesem Festgenuß
Sofort zu einem Zahnarzt muß
Da steht er jetzt vor Doktors Türe Und wird schon Zeuge der Tortüre Wie drinnen ohne jede Gnade Man schadenfroh wie Herr de Sade An fremden Qualen sich ergötzt Herr Franz ist bis ins Mark entsetzt (Geteiltes Leid verdoppelt Not für den, dem bald das gleiche droht) Schon macht er kehrt, jedoch zu spät Weil jetzt partout die Tür aufgeht Er wird, wenn er auch „Hilfe!“ plärrt Auf den Behandlungsstuhl gezerrt
„Das Maul auf!“ ruft die Dokt’rin strenge
Und nimmt das scharfe Bohrgestänge Schon heult der Motor, knirscht die Schneide Der Bohrer winselt voller Freude
Es knackt der Zahn, der schon verwittert
Bis er in tausend Stücke splittert Die Zange – furchtbar anzusehn Sie packt nun zu - da hilft kein Flehn |
Die Feder hält hier nicht mehr Schritt
Mit dem was nun der Ärmste litt Drum Schnitt! Und weiter: Franz bedankt Sich matt, als er zum Ausgang wankt
Dem Wahnsinn nah - denn noch viel schlimmer
Geht’s ihm nach diesem Folterzimmer Dann - auf der Gasse - trifft er Ronte Den er seit je nicht leiden konnte
„Wenn Dich“, rät er ihm, „Schmerzen quälen
Die Ärztin kann ich dir empfehlen!“ Sprach „Tschüß!“ und geht und sieht im Geist Wie sie dem Ronte Zähne reißt
Sein Schmerz läßt nach (denn Gegengift
ist Leid, das nachher andre trifft) |
Junge Expertin für Hunde-Erziehungsfragen
Jedes Mittel ist in seinen Grenzen gut - darüber hinaus eingesetzt mindert es die Gesamtwirkung. Kunst als Schule der Demokratie. Totalitarismus von Ideen ist so öde wie Ideenlosigkeit - beides kommt auf ein ähnliches Ergebnis hinaus.
Ernst Jandl
Der große alte Mann der Wiener Gruppe - den Achleitner hab ich gehört in der Oberbank heute -
und wurde ihm vorgestellt. Die waren schon gut.
Vor allem bei ihren Auftritten. Der Jandl - das war "eine Hetz".
und wurde ihm vorgestellt. Die waren schon gut.
Vor allem bei ihren Auftritten. Der Jandl - das war "eine Hetz".
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