zeichenblogger - first drawing journal

Zeichnungen zum Tag - Journal mit Zeichen- und Schreibfeder. Salut!


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22. März 2011

Hortensien in Villa Horten

besonders wenn man zu wenig Übung darin hat,  aus kargen Mitteln Schönes zu schaffen

3. März 2011

Gebäude in Wien mehrere Meter verschoben !

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"Wien an die Donau!“, Radierung Strichätzung,  1996, 320 mm x 230 mm, Blattgröße 420 x 360 mm, Auflage: 199
Der  Bild-Titel "Wien an die Donau", Mitte der den Neunziger-Jahre für diese Radierung erfunden, drückt die ursprünglich vom Künstler transportierte fantastische Idee aus, den Wiener Stadtkern näher an die Donau zu rücken. Der Titel hat inzwischen Geschichte gemacht - als Name einer Stadtentwicklungs-Initiative.wurde er nach der Jahrtausendwende aufgegriffen und bekannt, und die Idee bekam so seine reale Entsprechung in der Wiener Stadtentwicklung. 
In der Radierung wurde Wien nur ein wenig "verrückt“ - d.h. einige wichtige Gebäude wanderten einfach an die Donau. Zu Wiens sonstigen Vorzügen kommt dadurch endlich der bisher kaum genutzte landschaftliche Reiz einer Stadt am Donaustrom. Der Wienkundige wird in dem Bild unschwer eine Menge ihm bekannter Details entdecken, von Klosterneuburg, Kahlenberg, Uno-City, bis zu den Löwen der Nussdorfer Schleuse, vom Fiaker, der Oper, dem Parlament, dem Rathaus, den Stadtbahnbögen bis zum Fernheizwerk Spittelau und den weinbewachsenen Hängen von Grinzing.  Das Blatt hat mittlerweile eine gewisse Bekanntheit.  Es befindet sich auch in dem Kalender von Wiener Wasser 1997 mit 11 anderen Glechner-Radierungen 
Einige Drucke sollen im Kunsthandel, möglicherweise auch  beim Künstler noch zu haben sein.

Blog mit weiteren Radierungen >> http://radierungen.blogspot.com

4. Februar 2011

es war Anfang Oktober gewesen..

.. eine kühle Brise, vom Wald herunter, feucht und tauig schwer, strich jetzt über den abgetretenen
Marswiese Fussball
Rasen. 

Einige unermüdliche Fußballer trainierten noch auf der Marswiese - Michi, gib eahm den Pass, gemma gemma! - Raue männliche Kommandos.  
Diese martialischen Figuren fühlten anders, sportlich, hart, gut. So sympathisch sie mir waren, so weit entfernt waren sie. Was merkten sie vom Zauber dieser Abendstunde? 

Wie hätten sie das prächtige Feuerwerk  wahrnehmen können, von den letzten Strahlen des untergehenden Zentralgestirns im Laub der Pappeln entzündet, und in den Kronen der mächtigen Ahornbäume am Rande des Sportplatzes?

Da und dort tanzten Blätter zur Erde und begannen langsam zu weben, jedes einzelne ein winziger bescheidener Flicken an dem einen gigantischen bunten Teppich, der bald durch viele Länder und halbe Kontinente reichen würde.

3. Februar 2011

Pavillon

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Linsen. Das war im Sommer eine der ersten Zeichnungen, es begann währenddessen zu regnen.
Und ich war traurig und erinnerte mich der Verse Ovids :


"Cum subit illius tristissima noctis imago,
quae mihi supremum tempus in Urbe fuit,
cum repeto noctem, qua tot mihi cara reliqui,
labitur ex oculis nunc quoque gutta meis."

(.. wenn mir das tieftraurige Bild jener  Nacht heraufsteigt,
meiner letzten Stunden in Rom, wenn ich an die Nacht mich erinnere,
in der ich so viel mir Liebes zurückließ,
dann rinnen mir noch heute die Tränen aus den Augen)

Es ist sicher kein falscher Weg, wenn die Sprachkunst und speziell die Lyrik abgegriffene Wendungen und Bilder vermeidet, und durch stets neuartige Kombinationen, manchmal sogar Neuschöpfungen, die Sprache lebendig und frisch erhält. Genauso legitim und wichtig ist es jedoch, wenn andere ausschließlich mit dem gängigen Wort- und Bildinventar arbeiten. Die Fähigkeit, mit fertigen Fügungen auf eine schöne und geistreiche Weise zu spielen, und dabei womöglich auch noch dem eigenen originären Empfinden oder  Denken echten Ausdruck zu verleihen, bringt Früchte hervor, die ich genau so liebe.
Die Verwendung von Versen ist in der neueren Literatur fast völlig außer Gebrauch gekommen. Einerseits völlig zu Recht. Man hatte das "Geklingel" gründlich satt, und wenn ich an die vielen oft nicht einmal mittelmäßigen Produkte dieses Genres denke, die ich heute noch fallweise zu Gesicht bekomme, ist mir auch kein bisschen leid darum: Wenn schon Schmarrn, dann wenigstens ohne Staubzucker, dann lieber gleich Prosa, die sich meinetwegen halt Gedicht nennt.
Damit war freilich einer anderen Art von Dilettantismus Tür und Tor geöffnet: Wenn man  versehentlich vor Satzende die Enter-Taste auslöst, ist man deswegen noch kein Lyriker. Auch die Unfähigkeit, einen  Gedanken klar zu formulieren, bedeutet nicht die automatische Anwartschaft auf den Lorbeerkranz. Die "Profis" wissen das.

Ein Irrenhausdirektor wettert: "Sie kommen bereits nach zehn Sekunden schreiend zurück: Hilfe, eine Katze sitzt vor der Tür! Haben Sie mir nicht eben gerade vor Ihrer Entlassung versichert, Sie wüssten jetzt, dass Sie keine Maus sind?"
"Ich schon", sagte der Patient, " aber weiß es auch die Katze?"

Um zu unserer Frage zurückzukommen: Wissen das auch die Amateure und "Konsumenten" von Lyrik? Gibt es solche überhaupt noch in relevanter Zahl, und wenn, können sie Mist und Qualität überhaupt noch unterscheiden? Kann das überhaupt noch jemand?
Das ist jetzt kein Plädoyer für alte Versformen und Reimlyrik - doch zu übersehn ist nicht: Die freiwillige Askese, der unbedingte Wille zu Sprachoriginalität, die Scheu, ja der Abscheu vor geläufigen Wendungen, vor Bindung an strenge Maße, hat natürlich der Lyrik eine Menge Popularität und natürliches Interesse gekostet.

Z.B. sind mit der Vers- und Reimabstinenz auch handfeste Quellen des Spielens und Ebenen der Ästhetik verloren gegangen. In deren Welt strengen Maßes war es etwas besonders Schönes, wenn die allergewöhnlichste Redewendung - scheinbar mühelos in diese Form gebändigt - dem eigenen Inhalt Ausdruck verlieh. Ich kann mir kaum etwas Ergreifenderes vorstellen als diese oben zitierten Verse Ovids, die mit den allergewöhnlichsten Worten alles sagen - und doch: wie schön!
tags: Literaturkritik, moderne Lyrik, Versmaß, Reim, Reimlosigkeit, gebundene Form, Hexameter