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Zeichnungen zum Tag - Journal mit Zeichen- und Schreibfeder. Salut!


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11. Juni 2011

Blick in die Zukunft

Schon lange sah man nicht so viel Ratlosigkeit allenthalben, auch in der Politik.
Das ist die Dämmerstunde der Wahrsager, Gurus und Scharlatane aller Art:  Sie kriechen aus den Löchern, weissagen und preisen ihre Gesundbeterei an.
Obs hilft?
Wahrsagerin, Kartenleserin, Zeichnung, Feder, drawing, Zukunft
Federzeichnung mit Spuren von Buntstift, 2006
Manche sagen: "Hilfts nix, so schadt's nix". Aber das ist nicht so sicher, dass es nichts schadet. Es gibt Folgeschäden, die scheinbar gar nichts zu tun haben mit dem abergläubischen Handeln, und die in einem unbeweisbaren, aber deswegen nicht weniger realen Kausalzusammenhang damit stehen. Und da braucht man nicht erst recht wieder Magie zu bemühen - es ist nichts Übernatürliches dran: Bloß nüchterne Kausalität, die bis in die feinsten Kapillaren wirkt - in Verästelungen und Vernetzungen, so dünn und fein gesponnen, dass ihnen keines Menschen Verstand mehr folgen kann. Trotzdem ist es klug, solchen Vermutungen Raum zu geben, wo man Neigung und Hinweis zu spüren meint.
Mancher hört das Gras wachsen, sagt man, und spottet dabei meist über Menschen, die zu viel Bedeutung herauslesen aus Alltäglichem.
Manche sehen und hören jedoch tatsächlich mehr.

Warum am lichten Sommertag
das Zittergras wohl zittern mag?

Im Erdreich fühlts den Höllenwurm,
in Lüften Gottes Atemsturm.

Du, Mensch mit deinem Hirngewicht,
du spürst das nicht.

K.H. Waggerl, Heiteres Herbarium


                       
O das Neue, Freunde, ist nicht dies,
dass Maschinen uns die Hand verdrängen.
Lasst euch nicht beirrn von Übergängen,
bald wird schweigen, wer das "Neue" pries.

Denn das Ganze ist unendlich neuer,
als ein Kabel und ein hohes Haus.
Seht die Sterne sind ein altes Feuer,
und die neuern Feuer löschen aus.

Glaubt nicht, dass die längsten Transmissionen
schon des Künftigen Räder drehn.
Denn Aeonen reden mit Aeonen.

Mehr, als wir erfuhren, ist geschehen.
Und die Zukunft fasst das Allerfernste
rein in eins mit unserm innern Ernste.

R. M. Rilke, 1922

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